Koronare Herzerkrankung: besserer Schutz für Risikopatienten
Er kommt oft völlig unerwartet und ist die häufigste Todesursache in den Industrienationen - der Herzinfarkt. In Deutschland sterben jährlich etwa 85.000 Menschen daran.
Herz (Schema)

Eine Herzkranzarterie ist verengt (rechts). Jetzt droht Herzinfarkt-Gefahr.

Quelle: Universität Köln

Schuld am Herzinfarkt sind schwere Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße. Die Herzkranzgefäße befinden sich auf der Oberfläche des Herzens und versorgen den Herzmuskel mit sauerstoffreichen Blut. Wenn sich Cholesterin, Fette und anderes Material an der Wand einer Herzarterie ablagern, verengt sich das Blutgefäß nach und nach. Der Herzmuskel wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Der Mediziner nennt das „koronare Herzerkrankung“, was soviel heißt wie „Erkrankung der Herzkranzgefäße“. Ideal wäre es, wenn Maßnahmen zur Vorbeugung von Herzinfarkten getroffen werden könnten.

Aber wie kann man herausfinden, welche Menschen ein besonders hohes Herzinfarkt-Risiko haben?

Die Ergebnisse einer umfangreichen Studie, die im Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) durchgeführt wurde, können bei dieser Frage helfen. Nach Erkenntnissen der NGFN-Wissenschaftler steht nämlich in den Genen geschrieben, wie gefährlich eine Verkalkung der Herzkranzgefäße werden kann. Denn Kinder erben nicht nur das Risiko einer koronaren Herzerkrankung von ihren Eltern, sondern auch den Verlauf und die Schwere der Krankheit.

Die Wissenschaftler untersuchten 400 Familien, die von schwerer koronarer Herzerkrankung und Herzinfarkt betroffen waren. Ausgerechnet die Erkrankung der großen Herzkranzgefäße, die bei der Sauerstoffversorgung des Herzens eine besonders große Rolle spielen, wird durch genetische Faktoren beeinflusst. Einengungen der kleineren Herzkranzgefäßeabschnitte werden weit weniger von genetischen Faktoren beeinflusst.

„Dies kann eine wichtige Bedeutung für die Vorsorge-Untersuchungen haben“, erklärt der Lübecker Medizinprofessor Heribert Schunkert. Denn: Bereits mit einfachen genetischen Untersuchungen können die Ärzte das Krankheitsrisiko der Angehörigen von Patienten mit einer schweren koronaren Herzerkrankung abschätzen.

„Wir sollten uns angewöhnen, nicht nur den Patienten selbst, sondern auch seine Familie zu betrachten“, meint Prof. Christian Hengstenberg, Kardiologe an der Uni Regensburg. „Und vor allem kann dann noch rechtzeitig reagiert werden!“

Der nächste Schritt ist es jetzt, die „Herzinfarkt“-Gene aufzuspüren. „Schließlich wollen wir – und das ist der Grund, warum wir diese Untersuchungen machen – diejenigen Gene finden, die eine Veranlagung zur koronaren Herzerkrankung übertragen.“, sagt Prof. Hengstenberg. Denn bereits einfache Untersuchungen ermöglichen es den Ärzten, das individuelle Risiko der Angehörigen von Patienten mit einer schweren Arteriosklerose abzuschätzen. Ist das Risiko erhöht, können die Kardiologen frühzeitig handeln und Schlimmeres verhindern.

Hoffnung für Herzinfarkt-Risikopatienten - denn, wenn die Wissenschaftler diese Gene gefunden haben, ist es möglich, bessere Therapien gegen den Herzinfarkt zu entwickeln.


Homepage der Wissenschaftler:

Professor Christian Hengstenberg, Regensburg

„Wichtig wäre es, solche Untersuchungen in die Vorsorge einzubeziehen – Patienten mit erhöhtem Risiko könnten wir so helfen, noch bevor sie die ersten Symptome zeigen. Aber dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass nicht nur die Gene unser Herzinfarktrisiko steigern: Rauchen oder erhöhte Blutfettwerte sind zum Beispiel kritische Faktoren. Und nicht alle können wir beeinflussen, denn die Gefahr steigt unter anderem auch mit dem Alter.“

 
NGFN

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