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Dr. Wolfgang Rottbauer hat die Mutation deshalb "Liebeskummer" kurz "lik" genannt. Seine Arbeit dreht sich jedoch nicht um romantische Gefühle. Vielmehr forscht Rottbauer an den genetischen Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der 34-jährige Wissenschaftler hofft, dadurch neue Medikamente für Herzinfarkt-Patienten entwickeln zu können. Nach einem Herzinfarkt ist nämlich der Herzmuskel zum Teil zerstört. Das Wissen über die Folgen von "lik" könnte helfen, gesundes Gewebe nachwachsen zu lassen. Das betroffene Gen ist an einem zentralen Signalweg in der Zelle beteiligt, der die Organentwicklung steuert.
Zebrafisch-Embryo. Unten: Das Herz - im Lichtmikroskop beobachtet. |
Ein ausgesprochener Fischliebhaber ist Rottbauer nicht. Zwar teilte sich der Mediziner während seiner Studienzeit ein Zimmer mit einem Goldfisch, doch das Aquarium ist längst verwaist.
"Die Embryonalentwicklung hat mich schon immer fasziniert. So bin ich zu den Zebrafischen gekommen."
Zebrafische bieten Herz-Kreislauf-Forschern eine Reihe von Vorteilen: zu Beginn der Entwicklung sind die kleinen Fischembryos durchsichtig. Die Herzfunktion kann deshalb unter dem Lichtmikroskop im lebenden Fisch beobachtet werden. In den ersten zehn Tagen ihres Lebens sind die kleinen Fischchen außerdem nicht auf ein gesundes Herz angewiesen. Sie überleben trotz Herzfehler und man kann beobachten, wie sie sich entwickeln.
Ein dritter Vorteil: Das Herz-Kreislaufsystem entwickelt sich im Zebrafisch sehr schnell. Schon 72 Stunden nach der Befruchtung der Eizellen ist es ausgereift und entspricht in der Struktur und Funktion dem eines neugeborenen Säugetiers. Das Zebrafisch-Herz ist dem Menschen-Herzen so ähnlich, dass Zebrafische sich sehr gut als Modell-Tiere für menschliche Herz-Krankheiten eignen.
Für die Entdeckung und die Aufklärung der Funktion des "Liebeskummer"-Gens wurde Dr. Rottbauer mit dem Oskar-Lapp-Preis 2003 ausgezeichnet. Jetzt sucht er in den jungen durchscheinenden Zebrafischchen weitere Herzmuskelerkrankungen, unter denen in einer ähnlichen Form auch Menschen leiden.