Genetische Ursache für Herzinfarkt entdeckt
Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben mehrere Abschnitte der DNA identifiziert, in denen Gene für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko liegen.

Das menschliche Erbgut besteht aus 23 Paaren von Chromosomen. Die NGFN-Wissenschaftler analysierten zusammen mit deutschen, britischen und französischen Kollegen die genetischen Daten von knapp 3.000 Patienten und 4.500 gesunden Probanden aus zwei unabhängigen genomweiten Analysen zu koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt. Es handelt sich um die derzeit größte publizierte Studie dieser Art. Dabei ermittelten sie mehrere Regionen auf den Chromosomen, die allein oder im Zusammenspiel mit anderen, das Risiko für koronare Herzerkrankungen und Herzinfarkt erhöhen können.




In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 280.000 Menschen einen Herzinfarkt, über 60.000 Menschen sterben an einem akuten Herzinfarkt.

Bild: Boehringer Ingelheim
Wir analysierten kleine Varianten im Erbgut, sogenannte SNPs. Bei diesen genetischen Mutationen ist jeweils nur ein einzelner Genbuchstabe an einer bestimmten Stelle des Erbguts verändert“, erklärt Dr. Jeanette Erdmann, Leiterin des Molekulargenetischen Labors der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Eine dieser genetischen Varianten, die sich in einem bestimmten Bereich des Chromosoms 9 befindet, verdoppelt das Herzinfarktrisiko, wenn beide Kopien des Chromosoms betroffen sind.“ In dieser Region liegen Gene, die eine Rolle bei der Regulation des Zellwachstums spielen. Ein unkontrolliertes Wachstum von Gefäßzellen ist unter anderem an der Entstehung einer Arteriosklerose beteiligt.

„Insgesamt fanden wir auf unterschiedlichen Chromosomen sieben genetische Varianten, die das Herzinfarktrisiko jeweils um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhen,“ sagt Professor Heribert Schunkert, Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Das zeigt, wie ungeheuer komplex Herzerkrankungen sein können.“ Bei einer genetischen Variante auf Chromosom 2 konnten die Forscher außerdem zeigen, dass das Herzinfarktrisiko, das von dieser Mutation ausgeht, auch von zusätzlichen Faktoren abhängt, wie zum Beispiel Übergewicht oder Bluthochdruck. Die Krankheit ist also nicht nur genetisch bedingt – eine gesunde Lebensweise ist und bleibt eine gute Vorsorgestrategie.

 

Schuld am Herzinfarkt ist die Verengung eines Blutgefäßes. Das umliegende Herzmuskelgewebe (hier rot gekennzeichnet) wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und stirbt schließlich ab.

Grafik:
http://www.theheart.de

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird in Deutschland jeder fünfte Sterbefall durch eine koronare Herzerkrankung verursacht: Fetthaltige, verkalkte Ablagerungen verschließen die Herzkranzarterien und führen so zu einem Herzinfarkt. Das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nationale Genomforschungsnetz untersucht in einem seiner Genomnetze (Herz-Kreislauf-Netz) die genetischen Grundlagen der koronaren Herzerkrankung. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten können zu neuen Ansatzmöglichkeiten für die Prävention und Behandlung dieser Volkskrankheit führen.


Webseiten der an diesem Projekt beteiligten NGFN-Wissenschaftler 

am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
  • Medizinische Klinik II - Kardiologie am Campus Lübeck
  • Institut für Medizinische Biometrie und Statistik  

    am Klinikum der Universität Regensburg
  • Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II

    am GSF-Nationales Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
  • Institut für Epidemiologie
  • Institut für Humangenetik  

    Herz-Kreislauf-Netz im NGFN mit Informationen zu weiteren Forschungsarbeiten aus dem NGFN


     

     

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