Nebenwirkung bei der Behandlung von Rheuma: Warum es zu lebensgefährlichen Infektionen kommen kann


Dendritische Zellen sind
Zellen des Immunsystems.
Ihren Namen verdanken Sie
den typischen
bäumchenartigen Ausläufern
(lat. dendriticus = verzweigt).

Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNFa)-Blocker kommen sehr erfolgreich bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis zum Einsatz. Die Medikation erhöht aber auch das Risiko, an einer schweren Infektion, zum Beispiel mit Listeriose-Bakterien, zu erkranken. Forscher des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben jetzt herausgefunden, wie diese gefährliche Nebenwirkung entsteht. Sie entdeckten, dass TNFa essenziell für die Bildung von Granulomen und damit der körpereigenen Immunantwort auf eine Infektion mit Listeriose-Erregern ist.

Mit der Einkapselung von Krankheitserregern durch Bildung von Abszessen und Granulomen schützt die angeborene Immunabwehr den Körper.

Granulome sind knotenartige Gewebeneubildungen, die hauptsächlich aus Fresszellen (Makrophagen) und dendritischen Zellen des Immunsystems bestehen. Die Funktion der Fresszellen bei der Bekämpfung der Bakterien ist bereits bekannt: Sie schließen die Bakterien in ihr Zellinneres ein und isolieren die Krankheitserreger so vom gesunden Gewebe.



Listeria-Bakterien (blau) dringen in die Darm-Zelle (beigefarben) ein und befallen die Nachbarzelle.
Foto: GBF, Prof. Heinz

Wissenschaftler der Universitäten Köln, Gießen und Konstanz haben jetzt herausgefunden, dass auch die dendritischen Zellen eine sehr wichtige Aufgabe haben: Sie bilden eine Ringwand um die Fresszellen und grenzen sie auf diese Weise von einer anderen Klasse von Immunzellen, den T-Zellen, ab.

„Nach einer Infektion mit Listeriose-Erregern produzieren die dendritischen Zellen das Eiweiß Indolamin 2,3 Dioxygenase (IDO)“, erklärt der Leiter der Studie, Professor Joachim L. Schultze von der Universität Köln.
IDO ist eine winzig kleine Schere , die den Eiweißbaustein Tryptophan spaltet.

Der verstärkte Abbau des Tryptophans stoppt wiederum das Wachstum der Bakterien, die das Tryptophan als Nährstoff benötigen oder für die – wie im Fall der Listerien – dessen Abbauprodukte giftig sind.“ Die Tryptophanabbauprodukte haben aber auch noch eine zweite Funktion: Sie hemmen die körpereigenen T-Zellen.

Diese Hemmung der T-Zellen ist sehr wichtig, denn T-Zellen erkennen und vernichten infizierte Zellen. Ohne eine Hemmung durch die dendritischen Zellen würden die T-Zellen auch das Granulom vernichten, die darin eingekapselten Erreger im Körper freisetzen und so die Infektion verschlimmern.

Die NGFN-Forscher zeigten, dass die dendritischen Zellen nur dann die molekulare Schere IDO vermehrt bilden, wenn auch der Botenstoff TNFa vorhanden ist. Unterdrücken spezifische Blocker nun TNFa, kann eine Infektion mit Listeriose-Erregern lebensbedrohliche Ausmaße annehmen:

Da die T-Zellen nicht gehemmt werden, zerstören diese die schützenden Granulome und die freigesetzten Krankheitserreger überschwemmen den Körper. TNFa-Blocker werden zum Beispiel in der Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, da TNFa hier entscheidend zu den für diese Krankheit typischen chronischen Gelenkentzündungen beiträgt. Die Forscher empfehlen deshalb, begleitend zur Therapie mit TNFa-Hemmern gegebenenfalls Antibiotika zu verabreichen, um eine Ausbreitung dieser Krankheitserreger im Körper zu verhindern.

 
NGFN

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