Hundertjährige geben ihr Ge(n)heimnis preis
Ihr Alter macht sie so interessant: Über 500 Männer und Frauen jenseits des 100. Lebensjahres haben dem Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) bereits Einblick in ihre Gene gewährt. Dazu kommen etwa 2.000 Menschen, die zwischen 90 und 99 Jahre alt sind.


Gibt es das "Alters"-Gen?
Quelle: www.diakonie.de

„Unsere DNA-Kollektion von hochbetagten Menschen gehört zu den größten Sammlungen dieser Art weltweit“, erklärt Dr. Almut Nebel vom Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel stolz. Die Humangenetikerin will gemeinsam mit ihren Kollegen herausfinden, welche Gene es Menschen ermöglichen, steinalt zu werden.

Beobachtungen an Zwillingen zufolge ist Langlebigkeit zu einem Drittel genetisch bedingt. „Als Langlebigkeits-Gene kommen zum Beispiel Erbanlagen in Frage, die das Immunsystem, die Reparatur von Zellschäden oder das Zellwachstum steuern“, so Nebel. „Darauf deuten Ergebnisse aus Tierversuchen hin.“ Um die Alters-Gene aufzuspüren, vergleichen die Wissenschaftler momentan die Erbanlagen ihrer Hochbetagten mit DNA-Proben zufällig ausgewählter Menschen im Alter zwischen 60 und 75.

Daneben gehört das von Professor Dr. Stefan Schreiber geleitete Kieler Institut dem europäischen Konsortium „Genetics of Healthy Aging“ (GEHA) an. GEHA ist weltweit das bisher größte Projekt, das die genetischen Ursachen der Langlebigkeit untersucht. Für GEHA sollen unter anderem die DNA-Proben von 2.800 Geschwisterpaaren, die mindestens 90 Jahre alt sind, in ganz Europa gesammelt werden. Nebel: „Gemeinsamkeiten in den Erbanlagen dieser Geschwisterpaare deuten auf mögliche Langlebigkeits-Gene hin. Unser Kieler Institut beteiligt sich an der Auswahl der Geschwisterpaare und leistet bei den genetischen Analysen einen Großteil der Arbeit.“

Die Kieler Genforscher hoffen, durch ihre Arbeit den Alterungsprozess im menschlichen Körper grundsätzlich zu verstehen. Daraus sollen sich auch neue Ansätze für die Behandlung altersbedingter Krankheiten ergeben. Nebel: „Es könnte zum Beispiel möglich werden, Gene für die Reparatur von Nervenzellen bei der Parkinson-Krankheit mit Medikamenten gezielt zu aktivieren oder Risiko-Gene für die Arteriosklerose auszuschalten. Wir wollen erreichen, dass gesundes Altern bei guter Lebensqualität möglich wird. Das ist für eine Gesellschaft, in der immer mehr alte Menschen leben, besonders wichtig."


Alt , älter, am ältesten

Auf 122 Lebensjahre konnte Jeanne Calment aus Frankreich zurückblicken, als sie am 4. August 1997 starb. Calment war der älteste bekannte Mensch, der jemals lebte und dessen Geburts- und Sterbedatum verlässlich dokumentiert sind.

An zweiter Stelle folgt die Amerikanerin Sarah Knauss (geboren 1880, gestorben 1999 im Alter von 119 Jahren).

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges steigt in den Industrienationen die Zahl der über 100-Jährigen permanent an. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts beobachten Alternsforscher sogar immer mehr Menschen, die älter als 110 Jahre sind. Insgesamt 20 Personen dieses biblischen Alters lebten 2001 allein in Belgien, Dänemark, England (inkl. Wales), Finnland, Frankreich, Japan, Holland, Norwegen und Schweden.

Bessere Lebensbedingungen und gesündere Ernährung gelten als Hauptgründe für diese Entwicklung. Wo die Grenze der Lebenserwartung liegt, kann bisher niemand sagen – vielleicht gibt es keine.


(Dieser Beitrag ist bereits in ähnlicher Form im Newsletter "Gesundheitsforschung" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erschienen.
 
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