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Die meisten Gene sind nicht permanent aktiv, sondern nur zu bestimmten Zeiten angeschaltet. Es gibt in jeder Zelle des Körpers ein Programm, das genau vorgibt, welches Gen wann genau an- und abgeschaltet wird. Leider ist dieses Programm auch störanfällig: Umwelteinflüsse oder Fehler in der Erbsubstanz können bewirken, dass Gene abgeschaltet werden, die eigentlich wichtig für uns sind, z. B. weil sie die Zelle vor unkontrollierter Vermehrung schützen oder weil sie Schäden an der Erbsubstanz reparieren. Wenn solche Gene "stumm" geschaltet sind, dann kann aus einer normalen Körperzelle eine Krebszelle entstehen.
Wenn es aber eine Möglichkeit gäbe, diese Gene wieder anzuschalten, dann würde sich die Krebszelle hoffentlich wieder in eine normale Körperzelle verwandeln.
Und hier kommt die "Valproinsäure" ins Spiel.
Denn: Valproinsäure sorgt dafür, dass einige "stumme" Gene wieder gelesen werden können, insbesondere solche, die für die Entwicklung und Reifung einer Zelle wichtig sind.
Wissenschaftler des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt/Main und des Forschungszentrums Karlsruhe haben jetzt nachgewiesen, dass die Valproinsäure Gene aktiviert, die das Wachstum von Krebszellen hemmen. Nun wollen die Forscher herausfinden, welche Dosierung für die Behandlung von Krebspatienten geeignet ist und wie das Mittel in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten wirkt.
Um sicherzustellen, dass die wissenschaftlichen Entdeckungen zur Produktion eines Medikamentes führen und den Patienten zugute kommen, wurde die Firma G2M Cancer Drugs AG gegründet. "Dank der engen Zusammenarbeit akademischer und kommerzieller Partner könnte Valproinsäure schon 2007 als neues Medikament gegen Krebs in Deutschland zugelassen sein", schätzt Dr. Heinzel, der das Frankfurter Team leitet.
Seite 2: Wie wirkt Valproinsäure? Wie kann es Gene "anschalten"?
Man kann es sogar im Mikroskop beobachten: Aus Krebszellen werden wieder normale Körperzellen. |