Morbus Crohn: Wenn die Waffen zum Schutz vor Bakterien nicht ausreichen

Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung, die hauptsächlich in den Schleimhäuten des unteren Dünndarms und des Dickdarms vorkommt. In Deutschland leiden schätzungsweise 150.000 Menschen an der Erkrankung. Die Ursachen des Morbus Crohn sind noch nicht bekannt. Man vermutet, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren beteiligt sind.


Mit der Kamera durch den Darm:
Bei einer Darmspiegelung kann der Arzt die Entzündungen und Geschwüre im kranken Darm erkennen. NGFN Forscher sind den Ursachen des Morbus Crohn auf der Spur.

Foto oben: Dr. Siegfried Heuer
Foto unten: NGFN


Ein internationales Forscherteam, darunter auch Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes, untersuchte jetzt die Rolle der Defensine bei der Entstehung der Morbus Crohn Entzündung. Defensine gehören zu den Waffen des menschlichen Immunsystems und sind im Darm für die Bakterienabwehr verantwortlich. Sie durchlöchern Bakterien und wirken so wie ein körpereigenes Antibiotikum, das die Schleimhäute vor den Krankheitserregern schützt.

Es gibt verschiedene Defensine im Waffenarsenal des menschlichen Abwehrsystems. Die Bauanleitungen für die Defensine – die Defensin-Gene - liegen auf dem Chromosom 8. Bei den Defensin-Genen gibt es eine Besonderheit. Sie kommen bei jedem Menschen in unterschiedlicher Anzahl vor. Manche Menschen haben nur zwei, andere bis zu zehn Kopien eines bestimmten Defensin-Gens. Die Anzahl der Defensin-Bauanleitungen, die jeder in seinem Erbgut hat, schwankt also innerhalb der Bevölkerung erheblich.

Schon 2002 konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Patienten mit der Dickdarm-Form von Morbus Crohn geringere Mengen von den so genannten beta-Defensinen in den Darmschleimhäuten produzieren. Nun entdeckten sie, dass die Anzahl der Defensin-Genkopien einen entscheidenden Einfluss auf das Entstehen der Erkrankung hat, und vielen Morbus Crohn-Patienten eine Kopie des Gens für das wichtige Verteidigungsmolekül beta-Defensin-2 fehlt.

Gesunde Menschen besitzen im Durchschnitt vier Kopien des beta-Defensin-2 – Bauplans. Bei Patienten mit einem Morbus-Crohn-Befall des Dickdarmes findet man im Schnitt nur drei Kopien dieses Gens. Das Wissenschaftlerteam zeigte, dass die geringere Kopienzahl der Gene tatsächlich mit einer verminderten Produktion des körpereigenen Antibiotikums einhergeht. Das erklärt den niedrigen Defensin Spiegel in Morbus Crohn Patienten. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Verteidigung der Darmschleimhaut dadurch durchlässig wird.

Jetzt haben die schädlichen Bakterien leichtes Spiel. Da das Abwehrsystem des Körpers geschwächt ist, können sich die Krankheitserreger an die Schleimhaut anheften und in sie eindringen. Es kommt zu den typischen heftigen Entzündungen, die bei Morbus-Crohn-Patienten starke Schmerzen und Krämpfe verursachen.

Homepage der NGFN Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum, Heidelberg
Homepage der Wissenschaftler am Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
 
NGFN

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