Was ist eigentlich eine Kohortenstudie?
Eine Kohorte (lateinisch: cohors = umfriedeter Raum) bezeichnete früher eine Gruppe von etwa 500 Soldaten der römischen Legion. Diese waren Teil eines gemeinsamen Jahrgangs. Eine Kohortenstudie ist eine Sonderform der Längsschnittuntersuchung und
beobachtet die Entwicklung von Krankheiten innerhalb einer Gruppe von Menschen, die ein zeitlich gemeinsames Ereignis verbindet. Anders als unter römischen Legionären werden aber nicht mehr nur einzelne Jahrgänge untersucht, sondern auch Menschen, die zum
Beispiel im selben Jahr geheiratet, mit dem Rauchen aufgehört oder einen Herzinfarkt erlitten haben.

Eine Kohortenstudie wie die SHIP-Studie (siehe Seite 3) untersucht mit Hilfe regelmäßiger Befragungen und Untersuchungen die Entstehungsbedingungen und Ursachen von Krankheiten, ihre Risikofaktoren oder den Krankheitsverlauf. Die Daten können sowohl
rückwirkend (retrospektiv) als auch vorausschauend (prospektiv) erhoben werden. Wichtig ist, dass unter Umständen auch über Jahre eine standardisierte Erhebung stattfindet. Erst die wiederholte Befragung und Untersuchung der Teilnehmer gibt Aufschluss über deren Gesundheits- oder Krankheitsentwicklung.

Typische Fragen, die durch eine Kohortenstudie beantwortet werden, sind beispielsweise: Wer erleidet in einer Gruppe Verheirateter oder Raucher einen Herzinfarkt? Wer erkrankt an Bluthochdruck oder entwickelt eine Herzschwäche? Welchen Risikofaktoren waren die Erkrankten ausgesetzt? Woran versterben sie letztlich? Ereignet sich der Ausbruch einer Erkrankung während des Studienverlaufs, besteht eine große Chance, dass man die Ursache der Krankheitsentstehung erkennen und verlässlich messen kann.

Anhand von Vergleichen mit anderen Kohorten ähnlicher Zusammensetzung oder verschiedener Altersstufen innerhalb einer Kohorte können so verschiedene Effekte beschrieben werden (Kohorteneffekt, Alterseffekt). Aufgrund ihrer langen Dauer und aufwändigen
Untersuchungen und Befragungen ist ein hoher personeller und finanzieller Aufwand zur Durchführung einer solchen Studie erforderlich. Gerade um innerhalb einer Kohorte seltene Erkrankungen zu untersuchen, müssen lange Laufzeiten und große Stichproben gewählt werden.

aus: Newsletter "Nationales Genomforschungsnetz", April 2005, Hrgb.: Bundesministerium für Bildung und Forschung

 
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