Veränderte Gene und komplexe Krankheiten - Seite 2

Die Erkenntnisse der Genomforscher können auch auf andere Weise genutzt werden. So lässt sich vielleicht bald abschätzen, ob und in welcher Dosierung ein Medikament bei einem Patienten wirkt.

Denn nicht alle Medikamente wirken bei allen Patienten gleich. Zum Beispiel führt bei einigen Patienten schon die Standard-Dosierung eines gängigen Medikamentes zu schweren Komplikationen. Das Spektrum der Nebenwirkungen reicht von Übelkeit und allergischen Reaktionen bis hin zu Herzleistungsschwäche und erhöhtem Krebsrisiko.

Der Grund für solche Nebenwirkungen sind genetische Variationen in den Eiweißen eines jeden Patienten, zum Beispiel in den Eiweißen, die für den Abbau von Medikamente zuständig sind. Manche dieser Eiweiße sind so verändert, dass sie Medikamente nicht oder nur sehr langsam aus dem Körper entfernen.

Bei manchen Patienten wirkt ein Medikament gar nicht, obwohl bei anderen Menschen mit dem gleichen Arzneimittel gute Heilungs-Chancen erreicht werden. Die meisten Medikamente funktionieren so, dass sie an ein schädliches Eiweiß andocken müssen, um seine gefährliche Aktivität zu blockieren. Gerade an der Andockstelle ist das Eiweiß aber manchmal genetisch bedingt so verändert, dass das Medikament sich nicht mehr dort anlagern kann und deshalb wirkungslos bleibt.

Durch die Genomforschung wäre es möglich, solche Patienten schon vorab zu identifizieren. Dann könnten die Ärzte rechtzeitig die Dosis eines Medikamentes herabsetzen oder eine andere Therapie einleiten.

Das Erbgut zu analysieren und auf Krankheitsrisiken zu untersuchen klingt aber immer auch nach gläsernen Menschen. Was, wenn in Zukunft vor Abschluss einer Krankenversicherung eine Genomanalyse verlangt wird? Müssen dann diejenigen, die ein erbliches Risiko tragen, mehr bezahlen?

Zu diesem Thema befragt, erklärt Prof. Schreiber, einer der beiden Sprecher des Nationalen Genomforschungsnetzes: "Nur in Einzelfällen wird und muss eine individuelle Genomanalyse kommen, wenn wir Krankheiten wie Morbus Crohn eines Tages wirklich heilen oder besser noch ihnen vorbeugen wollen. Aber es geht darum, wie wir mit dem neuen Wissen umgehen. Das ist eine Frage an die gesamte Solidargemeinschaft, die man sich rechtzeitig stellen muss. Wir müssen extrem vorsichtig sein. Eine genetische Diskriminierung ist das Allerletzte, was wir wollen und gebrauchen können." (Den vollständigen Artikel lesen Sie im Newsletter "Nationales Genomforschungsnetz", Juni 2003, Hrgb.: Bundesministerium für Bildung und Forschung).

 
 
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