Akute myeloische Leukämie: Genetische Tests sollen die Therapie verbessern
Akute myeloische Leukämie (AML) ist eine maligne Erkrankung des blutbildenden Systems. Bestimmte Zellen vermehren sich übermäßig, reifen aber nicht mehr zu funktionsfähigen Zellen heran. Dies führt zu einer Akkumulation von unreifen weißen Blutzellen im Knochenmark und Blut der Patienten, die die normale Blutbildung unterdrücken. In der Folge kommt es auch zu einem Mangel an intakten roten Blutkörperchen und so genannten Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, so schreitet sie schnell voran und führt nach wenigen Wochen zum Tod.

Die meisten Formen der AML beruhen auf einer Neukombination von Chromosomen-Bruchstücken. Bei einer der häufigsten AML-Varianten bricht vom Chromosom 8 ein Stück ab und wird fälschlicherweise an Chromosom 21 wieder angebaut. Dadurch entsteht auf molekularer Ebene ein so genanntes Fusionsgen. Es besitzt Anteile der beiden Gene AML1 und ETO, die normalerweise völlig unabhängig voneinander funktionieren. Das Fusionsgen codiert für ein verändertes Protein, das dessen ursprüngliche Funktion – die Regulation der Zellreifung – nicht mehr ausfüllen kann. Diese als t(8;21) bezeichnete Veränderung gilt in der Regel als gut therapierbar.

Der Krankheitsverlauf wird zudem von weiteren kleineren Mutationen beeinflusst. Deren Identifizierung ist für eine fundierte Prognose und damit bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen. Dr. Susanne Schnittger und ihr Team analysieren die genetische Variante KITD816, die bei 1,5 Prozent aller AML-Fälle, jedoch bei 12,5 Prozent der Patienten mit einer t(8;21)- Translokation auftritt. Es handelt sich hierbei um eine kleine Veränderung, die das KIT-Gen betrifft, dessen Zusammenhang mit der AML-Entstehung seit Jahren bekannt ist.

„KITD816 tritt innerhalb dieser Gruppe vor allem bei den Patienten mit einem schlechten Heilungsverlauf auf – und das, obwohl eine Chemotherapie eigentlich bei Krebskranken mit t(8;21)-Veränderungen gut anschlägt”, erklärt Schnittger ihre  Forschungsergebnisse. Sie und ihr Münchner Team durchsuchten in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) geförderten Projekt das Erbgut von insgesamt 1.940 AML-Patienten nach der KITD816-Variante, um die Patienten zu identifizieren, die auf die gängige Therapie schlechter ansprechen. Inzwischen hat die Pharmaindustrie einen neuen Wirkstoff (PKC412) für die Therapie von AML auf den Markt gebracht. Schnittger: „Erste Ergebnisse lassen hoffen, dass man AML-Patienten mit einer KITD816-Veränderung mit dem neuen Wirkstoff PKC412 helfen kann.” In klinischen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass PKC412 andere Formen der AML erfolgreich bekämpft.

Weitere Tests sollen diese alternative Therapie jetzt auch für die KITD816-Variante überprüfen.

(aus: Newsletter "Nationales Genomforschungsnetz", April 2005, Hrgb.: Bundesministerium für Bildung und Forschung)

 
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