Atgl-Gen steuert Fettverbrennung im Körper
Zuviel Fett im Körpergewebe kann bis zur Herzschwäche oder zum Herzversagen führen. Doch anders als lange angenommen, ist die in Industrieländern verbreitete Fettleibigkeit nicht nur in ungesunder Ernährung begründet, sondern lässt sich neueren Erkenntnissen zufolge zumindest teilweise auch auf genetische Veranlagung zurückführen. Eines der Schlüsselgene für diese Veranlagung ist möglicherweise das im Jahr 2004 entdeckte Atgl-Gen.



Das erste Krankheitsgen für Fettleibigkeit wurde 1994 bei Mäusen entdeckt.

Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes von der Philipps-Universität Marburg haben jetzt einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung der Funktion des Atgl-Gens für den Fettstoffwechsel geleistet. Hierzu hatten sie Mäuse untersucht, deren Atgl-Gen „ausgeschaltet“ worden war  - so genannte „Knock-Out-Mäuse“.

„Unter anderem konnten wir bei den rund 25 Gramm schweren Knock-Out-Mäusen präzise nachweisen, dass sie über zwei Gramm mehr Körperfett verfügten als normale Mäuse.“, so der Tierphysiologe Dr. Martin Klingenspor. „Diese überschüssigen Fettreserven konnten sie aber nicht abbauen und in ihrem Stoffwechsel verbrennen."

"Zudem kühlten unsere Tiere regelrecht aus“, erklärt der Biologe. „Als wir ihnen für nur wenige Stunden kein Futter gaben, sank ihre Körpertemperatur von rund 38 Grad Celsius auf gerade noch 27 Grad Celsius. Ohne das Atgl-Gen konnten sie ihre Fettreserven nicht mehr mobilisieren.“ 

Das Atgl-Gen liefert die Bauanleitung für ein Protein, das beim Fett-Stoffwechsel spielt. Fett wird im Körper üblicherweise in Form von so genannten Triglyzeriden gespeichert. Diese werden in freie Fettsäuren umwandeln. Freie Fettsäuren wiederum dienen dem Körper als Energiequelle.

Mäuse, deren Atgl-Gen ausgeschaltet ist, können kaum noch Triglyzeride spalten. Die Folge: die Fettdepots können nicht mehr abgebaut werden – die Mäuse setzen Fett an, werden fettleibig. 

Trotz der genetischen Einflüsse sei aber davon auszugehen, dass sich Fettleibigkeit in den meisten Fällen nicht allein auf die Gene zurückführen lässt, sondern als komplexe Wechselwirkung zwischen dem Erbmaterial und dem jeweiligen Lebensstil der Menschen aufzufassen ist, so Klingenspor.

Das Forschungsprojekt der Marburger Wissenschaftler ist Teil des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN), das seit 2001 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Österreich ein Genomforschungsprogramm, das die Struktur und Funktion des menschlichen Erbguts untersucht. Es heißt GEN-AU. Im Rahmen dieser Genomforschungsinitiative gibt es ebenfalls ein Projekt, das sich mit den genetischen Ursachen von Erkrankungen des Fettstoffwechsels beschäftigt. Koordinator dieses Projektes ist Prof. Rudolf Zechner von der Universität Graz.

„Der Forschungserfolg ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit Rudolf Zechner’s Team“, so Klingenspor. „Durch diese Vernetzung von GEN-AU und NGFN wurden hochspezialisierte Techniken und Experten-Know-How zusammengebracht. Nur durch solche Kooperationen ist es möglich, die komplexen biologischen Zusammenhänge aufzuklären, die bei der Fettleibigkeit eine Rolle spielen.“

Homepage der NGFN Wissenschaftler
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